Nach vielen Jahren im Radsport hängt Josef Benetseder sein Rennrad nun sprichwörtlich „an den Nagel“ und beendet nach dieser Saison seine lange und erfolgreiche Karriere.
„Eigentlich sah mein Lebensplan vor noch ein oder zwei Jahre Rennen zu bestreiten, da kam plötzlich der Anruf meines langjährigen Sponsors „Pizza&Baguette“ dass ich die Chance hätte bereits jetzt fix ins Büro zu wechseln. Ich musste ehrlich gesagt nicht lange überlegen, ein oder zwei Jahre mit dem einen oder anderen Erfolg wären vielleicht noch schön gewesen, aber diese Chance für meine finanzielle und berufliche Zukunft darf ich mir natürlich nicht entgehen lassen!“
Der in Weibern aufgewachsene Benetseder begann seine Profikarriere für das damalige Pro-Continental Team Volksbank-Corratec aus Vorarlberg. Bereits als Nachwuchsfahrer zeigte der Oberösterreicher groß auf und war im Jahr 2001 im Junioren-Aufgebot des österr. Nationalteams. Als U23-Fahrer belegte er bei der Malaysia-Rundfahrt 2002 den dritten Gesamtrang.
Nachdem er bei der Tour de Suisse das Grüne Sprinttrikot tragen durfte, folgten seine erfolgreichsten Jahre im Radsport. Unvergessen die Soloritte bei der Österreich-Rundfahrt 2010, die mit dem Gewinn des Bergtrikots endeten. Er gewann darüberhinaus auch die Gesamtwertung der Tchibo.Top.Rad.Liga, entschied die zweite Etappe der OÖ-Rundfahrt für sich und wurde zweiter bei der Wahl zum OÖ-Sportler des Jahres. In den darauf folgenden drei Jahren wurde er in der Tchibo.Top.Rad.Liga immer Gesamtzweiter.
Auch wenn zu dieser Zeit Gespräche zu einem absoluten Topteam gegeben hat, so blieb Benetseder in Österreich und etablierte sich als fixe Konstante im österreichischen Radsport, wo er mit Team Vorarlberg und WSA weitere Erfolge wie den Österreichischen Bergstaatsmeistertitel einfuhr. Ein Rennen wurmt den 32-jährigen aber bis heute, die Staatsmeisterschaften als sich Lukas Pöstlberger zum bis dato jüngsten Staatsmeister krönte. „Die Staatsmeisterschaften 2012 in Judendorf/Straßenegel werde ich nie vergessen, ich war in der Spitzengruppe des Tages, doch obwohl Wels und World-Tour-Fahrer wie Eisel hinten richtig Dampf machten so konnten wir den Vorsprung halten. Als dann zum Schluss das taktische Geplänkel begann entwischte uns Pöstlberger obwohl ich wahrscheinlich der Endschnellere von uns an der Spitze war. So eine Chance bekommst du nur einmal…!“, so Benetseder.
Doch er bekam auch die negativen Seiten des Radsport – im wahrsten Sinne des Wortes – zu spüren. 2014 belegte er bei „Szlakiem Grodow Piastowskich“ (UCI 2.1) noch den dritten Platz bei der ersten Etappe, als er einen Tag später schwer zu Sturz kam und sich einen Beckenbruch zuzog. Die mehrstündige Heimreise von Polen im Bus wird er nie vergessen. Eine mehrmonatige Pause, inklusive anhaltender Schmerzen, folgte. Auch im letzten Jahr hatte Benetseder Sturzpech, kam mehrmals zu Fall und auch der schon längst ausgeheilte Beckenbruch schmerzte immer wieder. Dennoch überwiegen die positive Dinge in seiner Karriere.
„In den letzten Jahren bei der Gründung eines komplett neuen Continental-Teams dabeigewesen zu sein war echt ein tolles Erlebnis, vom Teammanager Alexander Hrinkow bis hin zum Mechaniker und Betreuer, alle ziehen in Steyr für Team Hrinkow Advarics Cycleang an einem Strang und es fiel mir extrem schwer der Teamleitung sagen zu müssen dass ich im nächsten Jahr als Fahrer nicht mehr dabei bin. Aber alles hat ein Ende und die Chance in die freie Marktwirtschaft wechseln zu können muss ich einfach nehmen!“
Ob es, wie schon während seiner aktiven Laufbahn, wieder Ausflüge mit einem Mountainbike geben wird beantwortet er so: “Natürlich sind Ereignisse wie der Etappensieg bei der Crocodile Trophy in Australien unvergessen, aber ich bin kein Typ der mit 40 noch irgendwelche Rennen bestreitet. Jetzt freue mich schon auf „normale“ Ausfahrten mit Freunden – ganz ohne Trainingscharakter…und wer weiß vielleicht komme ich ja wieder in irgendeiner Rolle im Radsport zurück.